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»Ich bin dafür, Rico leben zu lassen.«
»Pramjib?
Khalid zuckte zusammen, als er seinen Namen hörte. Er
räusperte sich, schluckte und räusperte sich noch einmal.
»Dagegen«, sagte er dann leise. Saintdemar zog scharf die
Luft ein.
»Marianne?«
»Dafür.«
»Akina?«
»Dafür.« Das war eine Überraschung. Tsuyoshi hatte er eher
auf der Seite der Gegner gesehen.
»Estela?«
»Dagegen.« Die Spanierin war die Einzige, die Saintdemar
ins Gesicht sah, als sie ihre Antwort gab.
»Doktor Kang?«
»Sie sollten meine Antwort kennen«, sagte der Chinese.
John seufzte innerlich. »Ich möchte sie trotzdem hören,
wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Einen Moment rauschten die Lautsprecher, dann antwortete
Kang knapp: »Dagegen.«
»Major Braxton, Ihre Entscheidung bitte.«
»Ich möchte mich enthalten.«
Die Antwort überraschte John. Er hatte fest damit gerechnet,
dass die Australierin sich der Meinung ihres Vorgesetzten
anschließen würde.
»Damit hätten wir Gleichstand«, sagte Tsuyoshi. »Es fehlt
nur noch deine Stimme, John.«
Ein Hauch der Erleichterung huschte über Saintdemars
Gesicht.
John sah sie an.
»Ich bin dagegen«, sagte er.
* * *
Sie schrie nicht, sie weinte nicht, sie bettelte nicht.
Saintdemar saß nur stumm auf ihrem Stuhl und blickte ins
Leere. Das Leben schien plötzlich aus ihr gewichen zu sein, so
als wäre Bergmanns Todesurteil auch das ihre.
»Wer wird es tun?« Khalid war der Erste, der das
Schweigen brach.
»Wir alle«, sagte John. Er hatte lange darüber nachgedacht,
wie sie ihren Entschluss umsetzen sollten, wenn es dazu käme.
»Wir sollten uns gemeinsam von ihm verabschieden.« Er stand
auf. »Lasst uns gehen.«
»Jetzt?«, fragte Angelis entsetzt, aber Khalid und Gonzales
nickten nur.
»Sofort«, stimmte die Spanierin zu. »Bevor es noch
schwieriger wird.« Sie reichte Saintdemar die Hand.
»Madelaine?«
John hätte gewettet, dass die Ärztin sie zurückweisen würde,
aber sie tat es nicht, sondern ließ sich stumm mitziehen. Sie
hatte nicht nur eine Abstimmung verloren, sondern ein Leben.
Er hoffte, dass sie sich davon erholen würde.
Als er und die anderen die Krankenstation betraten, standen
Kang und Braxton bereits neben dem Schneewittchensarg, wie
John die High-Tech-Kammer bei sich nannte. Er war froh, dass
sie gekommen waren. Es zeigte, dass sie sich trotz des
Machtwechsels der Gruppe verbunden fühlten.
Schweigend gruppierten sich alle um die Kapsel herum und
blickten in Bergmanns eingefallenes, zahnloses Gesicht.
Schläuche steckten in seinem Mund und seiner Nase, Kanülen
in seinen Armen. Er war so ausgemergelt, dass sein Körper
beinahe mumifiziert wirkte. Sein Brustkorb hob und senkte
sich im Rhythmus der elektrischen Pumpe, die an seiner
Kammer befestigt war.
»Die Energieversorgung lässt sich rechts mit dem blauen
Knopf abschalten«, sagte Khalid leise. »Du musst ihn zweimal
drücken und dann mit dem roten bestätigen.«
Für ihn schien bereits klar zu sein, dass John den Entschluss
umsetzen würde. Doch Kang kam ihm zuvor.
»Ich werde es tun.«
John schüttelte den Kopf. »Nein, wir  «
»Wollen Sie darüber abstimmen lassen?«
Das wollte niemand, nicht während Saintdemar im Raum
war. Bergmann sollte so rasch und würdevoll wie möglich
sterben. Die Belastung, der sie sich alle aussetzten, war auch
ohne Streit schon groß genug.
Also nickte John. »Möchte jemand etwas sagen?«, fragte er,
während Kang neben die Kapsel trat und den Finger auf den
Knopf legte.
Stumm und mit gesenktem Kopf standen die anderen da. Sie
wirkten wie Trauergäste, die sich um einen Sarg versammelt
hatten. In gewisser Weise waren sie das auch.
»Der Herr ist mein Hirte«, begann Estela schließlich leise.
»Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue und
führet mich zum frischen Was-«
»Das ist Mord!« Saintdemar Schrei ließ alle
zusammenzucken.
»Nein«, widersprach Estela ruhig. »Es ist eine Gnade.«
Im gleichen Moment schaltete Kang die Maschinen ab.
Ein rotes Licht leuchtete kurz an der Kapsel auf. Das
Geräusch der elektrischen Pumpe erstarb. Das Summen, das
den Raum die ganze Zeit über erfüllt hatte, brach ab, während
die Statusanzeigen auf Null fielen.
Bergmanns Brustkorb senkte sich und erstarrte. Sonst
veränderte sich nichts.
»Ihr seid Mörder.« Saintdemar wich mit einem lauten
Schluchzen zurück.
»Madelaine...« Angelis griff nach ihrem Arm, aber sie riss
sich los und lief aus dem Raum. Ihre Schritte hallten einen
Moment lang durch den Gang, dann wurde es still.
»Ist er tot?«, fragte Tsuyoshi mit einem nervösen Blick auf
die Kapsel.
»Das ist er schon seit Monaten«, antwortete John. Da
Saintdemar nicht mehr im Raum war, konnte er offener
sprechen. »Estela hat Recht. Wir haben ihm einen Gefallen
getan.« Er warf einen Blick in die Runde. »Was machen wir
jetzt mit der Leiche?«
Khalid hob die Schultern. »Wir wissen nicht, wie sehr die
Droge seinen Körper vergiftet hat, deshalb möchte ich ihn nicht
der Rohstoffverwertung zuführen. Was meinen Sie, Doktor
Kang?«
»Ich gebe Ihnen Recht. Bei ungeklärter Todesursache sollte
ein Körper nicht verwertet werden. Begraben Sie ihn lieber.«
Er strich mit einer Hand über die Kapsel. »Holen Sie ein
großes Laken für die Leiche und Desinfektionsmittel für die
Kammer, Doktor. Ich  « Kang stockte. Ihm schien erst jetzt
bewusst zu werden, dass er niemandem mehr Befehle geben
konnte. »Bitte«, fügte er mit zusammengebissenen Zähnen
hinzu.
»Ich mache das schon, Sir«, sagte Braxton rasch. Auch sie
schien kein Interesse daran zu haben, den Konflikt wieder
aufkochen zu lassen und eine Spaltung der Gruppe zu riskieren.
Gut, dachte John. Wir brauchen so viel Vernunft, wie wir
kriegen können.
Er blickte durch die offene Tür in den Gang, durch den
Saintdemar verschwunden war.
Hoffentlich sieht sie das auch so.
* * *
Dr. Han Suo Kang, Tag 186 nach dem Absturz, um
neunzehnhundert Stunden Bordzeit
Da man mich mittels einer Meuterei meines Kommandos
enthoben hat, habe ich beschlossen, die Ereignisse in der
Kolonie nicht mehr in das offizielle Bordlogbuch einzutragen,
sondern in privaterem Rahmen zu kommentieren. Ich möchte
natürlich auch weiterhin die Missionsleitung über das
unterrichten, was hier geschieht. Diese Informationen könnten
sich bei der Planung weiterer Langzeitmissionen als nützlich
erweisen.
Ich habe die Verantwortung über diese Mission
übernommen, und die werde ich wahrnehmen, ob die anderen
das akzeptieren oder nicht. Es wäre wünschenswert, dass das
Kontrollzentrum über unsere Lage informiert ist, aber wir
sollten uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Die [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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