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»Das bezweifle ich.« Jetzt lächelte auch sie übers ganze Gesicht. »Aber dein Leben war
auch nicht ganz so aufregend wie meines.« Einen Augenblick, nur einen ganz kurzen
Augenblick lang, hatte Mary den Eindruck, dass Bettina fast stolz aussah.
»Was wirst du jetzt tun, Betty?« Seth beugte sich vor, um ihr diese Frage zu stellen.
»Norton anrufen und ihm erzählen, dass ich mich wieder an die Arbeit mache. Ich bin
überzeugt, dass er mich inzwischen aufgegeben hat.«
»Das bezweifle ich«, antwortete Mary schnell, und dann stiegen die beiden hastig ins
Flugzeug.
»Na, hast du deinen Winterschlaf beendet?«
»Hör schon auf, Norton«, bat sie, leise kichernd. »Das waren doch bloß sechs Monate.«
»Hätten genausogut sechs Jahre sein können. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viele
Leute ich abgewiesen habe, seit du beschlossen hast, dich >zurückzuziehen
Glücklicherweise wenigstens nur vorübergehend.«
»Erzähl's mir lieber nicht.« Sie lächelte immer noch. Es war der i. Dezember, und sie
fühlte sich gut.
»Tu' ich auch nicht. Also, was sind deine nächsten Pläne?«
»Ich hab' keine.«
»Fängst du nicht mit der Arbeit an einem neuen Stück an?«
»Nein, um ehrlich zu sein, das möchte ich nicht. Ich möchte eine Weile hier draußen
bleiben. Für die Kinder wird es zu schwierig, wenn ich sie jedes Jahr zwischen hier und
New York hin- und herschleife.«
»Auch gut. Du hast genug Angebote, Filmstoffe zu schreiben. Da bist du für die
nächsten zehn Jahre beschäftigt.«
»Von wem zum Beispiel?« Sie hörte sich sofort misstrauisch an, und er zählte ihr die
ganze Liste auf. Als er damit fertig war, nickte sie zustimmend. »Das sind wirklich eine
ganze Menge. Was schlägst du vor? Mit wem soll ich zuerst sprechen?«
»Mit Bill Haie.« Seine Antwort kam ohne Zögern, und sie schloss die Augen.
»O Gott, nein, Norton, nicht gerade mit ihm.«
»Warum nicht? Er ist ein Genie. Und er produziert jetzt. Ehrlich gesagt, er ist fast
genauso brillant wie du.«
»Schrecklich. Dann such mir jemanden, der nicht ganz so brillant ist, und mit dem ich
sprechen kann.«
»Warum?«
»Weil jeder sagt, er sei ein Arschloch.«
»Im Geschäft?« Norton war wirklich überrascht.
>?Nein, persönlich. Er sammelt Frauen, Ehefrauen und Geliebte, und wer braucht schon
so was?«
»Himmel, kein Mensch hat von dir verlangt, ihn zu heiraten, Bettina. Du sollst bloß
diese Filmidee mit ihm besprechen, die er im Kopf hat.«
»Muss ich das tun?«
»Tust du es, wenn ich ja sage?« Er klang hoffnungsvoll.
»Wahrscheinlich nicht.« Sie lachten beide. »Hör zu, ich will einfach nicht in eine
peinliche Situation geraten. Der Knabe hat einen absolut scheußlichen Ruf.«
»Dann nimm eben irgend etwas zu deiner Verteidigung mit oder tu sonst etwas, Bettina,
aber tu mir einen Gefallen; nachdem du sechs Monate da rumgesessen und das Telefon
nicht abgenommen hast, geh wenigstens mit dem Knaben essen. Du und er, ihr seid die
beiden besten Leute im Geschäft, im Augenblick. Es wäre verrückt, wenn du dir nicht
wenigstens anhörtest, was er dir zu sagen hat.«
»Also gut, Norton. Du hast gewonnen.«
»Soll ich es von hier aus abmachen? Oder willst du das selbst tun?«
»Mach du's. Ich will mich mit so was nicht belasten.« Plötzlich dröhnte die Stimme
ihres Vaters in ihrem Kopf. So hatte er sich also gefühlt.. .»Willst du dich an einem
bestimmten Ort mit ihm treffen?«
»Nein. Wenn er ein so großer Schwindler ist, wie ich glaube, dann will er sich
wahrscheinlich in der Polo-Lounge des Beverly Hills Hotels treffen, damit er Mister
Hollywood spielen und sich alle fünf Minuten ans Telefon rufen lassen kann.«
»Dann rufe ich dich auch alle fünf Minuten an, okay?«
»Prima.«
Plötzlich fiel ihm etwas ein, aber er wollte sie nicht fragen. Er war sicher, dass sie und
Ollie vor langer Zeit in New York eine Wohnung von ihm gemietet hatten. Aber dann
sagte er sich, es wäre wohl besser, Ollie nicht zu erwähnen. Sie litt genug, und er wusste,
dass es ein schwerer Schlag für sie gewesen war, als er starb. Sie hatte ein paar harte
Schicksalsschläge einstecken müssen, aber andererseits, tröstete er sich dann
achselzuckend und wählte Bill Haies Nummer, hatte es in ihrem Leben auch viel Schönes
gegeben. In mancher Hinsicht war ihre Geschichte der von Bill Haie gar nicht so
unähnlich.
Er kam ziemlich schnell zu Bill Haies Sekretärin durch, und einen Augenblick später
sprach er mit ihm persönlich. Sie vereinbarten den folgenden Montag, aber im Gegensatz
zu Bettinas Vermutung fragte er, ob er nach dem Essen bei ihr daheim vorbeikommen
dürfte.
»Macht der Witze?« Sie war schockiert, als Norton sie anrief. »Warum will er das
denn?«
»Er sagt, es wäre nicht so zermürbend, als wenn man versucht, in einem Restaurant zu
sprechen, wo es Kellner und Telefonapparate gibt, und er dachte, dass du dich vielleicht
ungemütlich fühlen könntest, wenn du ihn in seiner Wohnung aufsuchen solltest.«
»Also dann ...« Achselzuckend legte sie auf, und am folgenden Montag fing sie eine
Stunde, ehe er kommen sollte, damit an, sich sorgfältig anzuziehen. Sie trug ein dunkles,
purpurfarbenes Kostüm, das sie sich aus London hatte schicken lassen, aus einem
wunderbaren, dünnen Wollstoff. Dazu trug sie eine weiße Seidenbluse und die
Amethystohrringe, die ihr Vater ihr geschenkt hatte. Ihr Haar fiel weich und glänzend über
ihre Schultern. Es hatte die Farbe eines Herbsttages in Neuengland. Sie warf gerade einen
letzten Blick in den Spiegel, als sie die Türklingel hörte. Es war eigentlich nicht wichtig,
wie sie aussah, aber wenn sie schon wieder arbeiten wollte, dann konnte sie genauso gut so
aussehen wie die, die sie war. Nicht Justin Daniels' Tochter oder Ivo Stewarts Frau, auch
nicht Mrs. John Fields, ja, nicht einmal wie Mrs. Oliver Paxton. Sie war Bettina Daniels.
Und was immer sie auch sonst war, eines wusste sie: Sie war eine verdammt gute Autorin,
und nach verteufelt vielen Schmerzen und Fehlern wusste sie noch etwas anderes: Sie hatte
endlich zu sich selbst gefunden.
»Mister Haie?« fragte sie und musterte ihn, als er eintrat. Genau wie sie hatte er sich für
die Gelegenheit zurechtgemacht und trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug, eine
dunkelblaue Krawatte von Christian Dior und ein besonders gut gestärktes, weißes Hemd.
Sie musste sich eingestehen, dass er gut angezogen war und auch gut aussah, aber es war
ihr eigentlich nicht wichtig. Er nickte höflich, als er sie sah, und hielt ihr die rechte Hand
entgegen.
»Nennen Sie mich bitte Bill. Miss Daniels?«
»Bettina.« Nachdem sie auf diese Weise die Formalitäten hinter sich gebracht hatten,
führte sie ihn in ihr Wohnzimmer und nahm in einem Sessel Platz. Einen Augenblick
später erschien ihre Haushälterin mit einem großen, hübschen Lacktablett. Darauf
befanden sich Kaffee und Tee, ein Teller mit kleinen Sandwiches und Kekse, die
Alexander am Morgen, ehe er zur Schule ging, sehnsüchtig angestarrt hatte.
»Großer Gott, ich wollte Ihnen wirklich nicht so viel Mühe machen.« Sie murmelte
irgend etwas darüber, dass es ihr überhaupt keine Umstände gemacht hätte, und versuchte
dabei zu entscheiden, ob er aus Plastik oder echt war,
Nach einer Weile fingen sie an, über das Geschäft zu sprechen, und dabei trank er
Kaffee, und sie nippte an ihrem Tee. Zwei Stunden waren vergangen, als sie endlich fertig
waren. Sie musste zugeben, dass seine Idee ihr sehr gut gefiel, und sie lächelte, als sie das
Treffen langsam beendeten.
»Soll ich Ihren Agenten anrufen und die lästigen Formalitäten mit ihm besprechen?«
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